Hast du dich auch schon mal gefragt, was Craft Beer eigentlich genau ist? Was es ausmacht und worin es sich von einem Industriebier unterscheidet? In diesem Artikel wollen wir Dir erklären, wie die Craft Beer Bewegung entstand und wie sie nach Deutschland kam, was ein richtiges Craft Beer ausmacht und was du sonst noch darüber wissen solltest.
Craft Beer ist eine Bewegung
Der englische Begriff Craft Beer bezeichnet übersetzt „handwerklich gebrautes Bier“. Er wurde maßgeblich in den USA geprägt, wo sich in den 1970er Jahren vielerorts ambitionierte Brauer daranmachten, dem industriell gefertigten Einheitsbier der wenigen verbliebenen großen Braukonzerne etwas entgegenzusetzen. Den Weg dazu ebnete der amerikanische Präsident Jimmy Carter, der 1978 das Heim- und Hobbybrauen legalisierte und damit auch die letzten verbliebenen Einschränkungen der Prohibition in den Vereinigten Staaten aufhob. Fortan war es jedem Amerikaner gestattet, sein eigenes Bier zu brauen („Homebrewing“), was zu einem wahren Bierboom in den USA führte.
Inspiriert von der europäischen Biertradition in Kombination mit den lokal verfügbaren Zutaten, entstanden zahlreiche kreative Biere, die besonders von den nordamerikanischen Hopfensorten profitierten. So entstanden handwerklich gebraute Biere mit einem ganz eigenen Charakter, die reißenden Absatz fanden. Im ganzen Land entstanden ambitionierte Handwerksbrauereien und mit ihnen eine wachsende Community von Craft Brauern, die ihr individuelles Bier in begrenzten Mengen verkauften. Anders als die etablierten Brauereien verstanden es die Craft Beer Hersteller jedoch, sich nicht nur als Konkurrenten, sondern auch als Partner zu verstehen. Eine Philosophie, die die Szene bis heute prägt.
Craft Beer in Deutschland
Zwar gab es in Deutschland keine Prohibition, jedoch finden sich bei der Marktentwicklung in den 1980er und 90er Jahren durchaus Parallelen zu den USA. So wurde der Markt zunehmend von wenigen Großbrauereien dominiert und auch wenn es augenscheinlich weiterhin eine Vielzahl von unterschiedlichen Biermarken gab, waren Kreativität und wirklich individuelle Biere selten zu finden. Deutlich wird das am Beispiel des Nahrungsmittelkonzerns Dr. Oetker GmbH, zu dem die Radeberger Gruppe gehört, die ihrerseits mehr als 80 Biermarken unter einem Dach vereint. Auch wenn die durchschnittliche Qualität der Brauprodukte hoch war und ist, dominieren in Deutschland seit Jahrzehnten einige wenige Bierstile, allen voran das Pils, die immer weniger unterscheidbar geworden sind.
Als dann, Anfang der 2000er Jahre, die Craft Beer Bewegung über den großen Teich schwappte, entstanden auch hierzulande zahlreiche neue Handwerksbrauereien bzw. Mikrobrauereien, die sich auf das Brauen spezieller Bierstile einließen. Sorten wie das besonders hopfige India Pale Ale (IPA) oder das malzige Porter waren zu dieser Zeit in Deutschland noch weitestgehend unbekannt, so dass die deutschen Craft Beer Brauer die Bierfans mit immer neuen Kreationen überraschen konnten.
Den Weg ebneten Brauer wie Fritz Wülfing mit Ale-Mania, Sebastian Sauer von der Freigeist Bierkultur, Brlo aus Berlin oder die Jungs von Crew Republic aus München. Als erfolgreiche deutsche Craft Beer Brauer, die einen Großteil Ihrer Sude ins Ausland exportieren, sind vor allem Fuerst Wiacek aus Berlin und FrauGruber Craft Brewing aus Augsburg zu nennen.
Was ist der Unterschied zwischen Bier und Craft Beer?
Häufig werden wir gefragt, was eigentlich den Unterschied zwischen Bier und Craft Beer ausmacht. Viele bringen mit dem Begriff Craft Beer automatisch besonders hopfenbetonte Bierstiele wie Pale Ale oder IPA in Verbindung. Allerdings beschreibt der Begriff nicht eine spezielle Biersorte oder besonders kräftige Biere, sondern ist ein Verweis auf die Art und Weise der Produktion. Craft Beer wird mit ausgewählten Zutaten handwerklich gebraut, während industriell gefertigtes Bier standardisiert in großen Mengen produziert wird.
Da diese Beschreibung jedoch noch recht allgemein klingt, hat sich die Brewers Association um eine möglichst schlüssige Definition bemüht. Diese ist zwar vor allem für die USA von Bedeutung, kann aber als Orientierungshilfe dienen. Neben der Größe der Brauerei, die pro Jahr nicht mehr als 7,15 Millionen Hektolitern ausstoßen darf, ist demnach vor allem deren Unabhängigkeit relevant. So dürfen nicht mehr als 25 Prozent der Unternehmensanteile von einem Konzern der Alkoholindustrie kontrolliert werden. Darüber hinaus muss die Mehrzahl der gebrauten Biere den traditionellen Sorten entsprechen, die aus den Zutaten Wasser, Malz, Hopfen und Hefe hergestellt werden. Besonders interessant ist zudem der Hinweis, dass Craft Brewer „in der Regel durch Philanthropie, Produktspenden, Freiwilligenarbeit und Sponsoring von Veranstaltungen sehr in ihre Gemeinschaften eingebunden sind“.
Craft Beer und das Reinheitsgebot
Entgegen der landläufigen Meinung gibt es in Deutschland nicht DAS eine Reinheitsgebot für Bier, das seit jeher für alle Brauer verbindlich ist. Vielmehr gab es viele Reinheitsgebote zu unterschiedlichen Zeiten in unterschiedlichen Regionen. Gerne genannt wird etwa das Reinheitsgebot von 1516, das vom bayerischen Fürsten Wilhelm IV. in Ingolstadt erlassen wurde. Demnach sind im Brauprozess nur die Zutaten Hopfen, Malz, Hefe und Wasser zulässig. Und so ist es im Kern noch heute. Allerdings zählt in Deutschland heute ausschließlich das "Vorläufige Biergesetzt" von 1993, das verbindlich festlegt, was in ein Bier darf und was nicht.
Dennoch sind die Grundzutaten für ein Bier deckungsgleich mit den Vorgaben, die die Brewers Association für Craft Beer definiert. Somit ergibt sich die Frage, ob jedes Craft Beer automatisch dem Reinheitsgebot entspricht. Laut dem Deutschen Brauer Bund trifft das zumindest auf rund 98 Prozent der Craft Biere zu. Denn auch in den beliebten Sorten India Pale Ale, Pale Ale, Stout oder Porter sind neben den vier Grundzutaten keine weiteren vorhanden. Jedoch kann es durchaus vorkommen, dass ein innovativer Craft Brewer auch mal mit natürliche Zutaten wie Kräuter, Gewürzen, Früchten, Schokolade oder Kaffee experimentiert.
Letztlich konzentrieren sich die meisten Brauereien jedoch darauf, mit Wasser, Malz, Hopfen und Hefe zu experimentieren und durch individuelle Kompositionen neue Biergeschmäcker zu kreieren. Dafür bietet die Natur einen riesigen B(r)aukasten! Dieser enthält inzwischen mehr als 300 Hopfensorten, über 500 verschiedene Malzsorten und zudem rund 200 Hefestämme. Sie alle bringen unterschiedliche Aromen ins Bier, so dass die Variationsmöglichkeiten auch unter strikter Beachtung des Reinheitsgebots riesig sind.
Warum ist Craft Beer teurer?
Wer den Preis für ein Craft Beer mit dem eines beliebigen Bieres aus dem Supermarkt vergleicht, der wird mitunter deutliche Preisunterschiede feststellen. Diese beruhen vor allem auf der Tatsache, dass ein Craft Beer mit deutlich mehr handwerklicher Arbeit verbunden ist, als sein industriell hergestelltes Pendant. Zudem kommen in der Regel hochwertigere und somit teurere Rohstoffe zum Einsatz, allen voran der Hopfen. So kommt in einem Craft Beer vor allem Aromahopfen zum Einsatz, der deutlich teurer ist, als der in der Industrie verwendete Bitterhopfen. Zudem steckt beispielsweise in einem klassischen IPA fünf- bis zehnmal so viel Hopfen wie in einem Industriepils.
Nicht zuletzt verfügen Craft Beer Brauereien schichtweg nicht über die Kapazitäten wie industrielle Großbrauereien und können Kosten somit nicht durch Masse wettmachen. Daher müssen Craft Beer Freunde mitunter etwas tiefer in die Tasche greifen. Dafür erhalten Sie jedoch ein im wahrsten Sinne des Wortes außergewöhnliches Produkt, dass mit viel Liebe und Engagement hergestellt wurde. Und das ist sein Geld allemal wert, finden wir.
Craft Beer kaufen
In unserem Onlineshop kannst du eine große Auswahl an Craft Beer kaufen, unter anderem von bekannten Marken wie Sierra Nevada oder Stone Brewing aus den USA, Lervig aus Norwegen oder Põhjala aus Estland. Auch zahlreiche deutsche Brauereien haben wir im Angebot, so etwa Fuerst Wiacek aus Berlin, FrauGruber Craft Brewing aus Augsburg, BrewHeart aus Gundelfing oder von der Kehrwieder Kreativbrauerei aus Hamburg. Darüber hinaus bieten wir dir eine große Auswahl an regionalen Craft Bieren, darunter Olbermann und Beer Kong aus Düsseldorf, Mücke aus Essen oder vom Brauprojekt 777 aus Voerde.
Und da wir im schönen Düsseldorf beheimatet sind, darf natürlich das leckere Altbier nicht fehlen, das hier seit Jahrhunderten als klassisches Craft Beer gebraut wird. Insgesamt findest du bei uns eine Auswahl von insgesamt rund 350 Bieren aus über 20 verschiedenen Ländern, darunter eine Riesen-Vielfalt an unterschiedlichen Bier-Stilen. Eine Vielzahl davon findest du auch in unserem Craft Beer Geschäft in Düsseldorf, dem Holy Craft Beer Store, oder frisch am Hahn in unseren Craft Beer Gastronomien in Essen und in der Düsseldorfer Altstadt. Sofern du mal eine Sorte vermissen solltest oder einen guten Ratschlag für dein nächstes Tasting brauchst, freuen wir uns über eine E-Mail von dir.
Foto-Quellen: cerdadebbie / pixabay; Kirtip / pixabay