Belgische Stile

Die belgische Bierkultur ist durch eine lange Brautradition und eine große Sortenvielfalt geprägt. Die Bandbreite reicht in vielen Schritten von leichten, hellen Bierstilen bis hin zu tiefdunklen und schweren Bieren. Da unsere Nachbarn kein Reinheitsgebot kennen, ist geschmacklich für Jede und Jeden etwas dabei. Einige Biere sind den deutschen recht ähnlich, andere überraschen mit süßen Frucht- und Karamellaromen, wieder andere zaubern dank ihrer Säure bei jedem Schluck ein Lächeln ins Gesicht. Einige der gängigsten Stile stellen wir euch im Folgenden grob vor, empfehlen euch aufgrund der großen Vielfalt aber eher selbst zu probieren. Übrigens: Einige der Belgischen Biere, die sogenannten Trappisten Biere, gehören zum Unesco Weltkulturerbe.

Blonde / Blond

Das Blonde (auch Blond) ist ein einer der populärsten belgischen Bierstile. Trotz des leicht erhöhten Alkoholgehalts von meist 6-7% Vol., sind es wirklich süffige Biere mit hoher Drinkability, leichter Hefefruchtigkeit (häufig das bekannte, leicht bananige Aroma) und subtiler Süße.

Dubble / Double

Ein ähnlich starker, durch Zugabe von Karamellmalzen sowie Kandiszuckersirup jedoch deutlich dunklerer, Vertreter ist das Dubbel (auch Double). Geschmacklich dominiert sein vollmundiger Malzkörper mit vergleichsweise dezenter Süße und weniger Röstaromen als z.B. englische Porter und Stouts. Das komplexe Geschmacksprofil ist viel mehr von Noten nach dunklen Früchten und einer kräutrigen Würzigkeit geprägt.

Tripel

Das Tripel wiederum ist ein helles, prickelndes Bier, dessen Geschmack über seinen malzig-süßen Körper und der Hefefruchtigkeit hinausgeht. Nicht selten werden Kräuter hinzugefügt, um die Würzigkeit der genutzten europäischen Hopfensorten zu unterstreichen, die spätestens im hopfig-bitteren Abgang deutlich hervortreten. Tripelbiere sind stärker als Blonde und Dubbel, da zusätzlich zu rauen Mengen Malz vor der Abfüllung 15-20% Zucker hinzugefügt werden. Dieser wird bei einer zweiten Gärung in der Flasche fast vollständig in Alkohol umgewandelt, sodass die meisten Tripel eher trockene Biere mit etwa 8-11% Vol. sind.

Quadrupel

Die dunklen und schweren Quadrupel eint ein vollmundig-cremiges Mundgefühl und ein komplexes Aromenfeuerwerk. Der Geruch wird meist durch fruchtige Hefe- und Trockenobstnoten geprägt, auf der Zunge zeigt sich der intensive Malzkörper oft mit karamelligen bis teils brot-ähnlichen Geschmacksausprägungen und Anleihen von Früchten wie Feigen und Pflaumen. Quadrupel-Biere lassen sich aufgrund des hohen Alkoholgehalts von >10% Vol. gut für einige Jahre einlagern, viele Liebhaber sind überzeugt, dass der Geschmack über die Jahre besser wird.

Übrigens: Dubbel und Tripel haben ihren Ursprung in der Abtei Westmalle, das Quadrupel wurde in der Abtei Koningshoeven (bekannt als La Trappe) erdacht.

Witbier

Das Witbier wird gerne als "Weizenbier auf Belgisch" beschrieben. Das greift etwas zu kurz, da - im Gegensatz zu unserem Weizen - bei diesem Bierstil traditionell Korianderkörner und Orangenschalen mit eingebraut werden, die dem Bier seine ganz eigene Frische und Spritzigkeit verleihen. Es ist ein leichter Stil, der besonders an warmen Sommerabenden zur Geltung kommt.

Der Bierstil starb 1966 aus, und wurde erst durch die Brauerei Hoegaarden wieder zum Leben erweckt. Heute erfreuen sich nicht zuletzt durch die Craft Beer Szene wieder weltweit Menschen an diesem traditionell belgischen Bier.

Lambics, Fruchtlambics und Geuze

Bei der Herstellung eines Lambics wird traditionell auf die Zugabe von Hefe verzichtet. Stattdessen wird der Sud in offenen Tanks gelagert, sodass es zu einer Spontangärung durch wilde Hefen (Brettanomyces) kommt. Sie sorgen gemeinsam mit der anschließenden Lagerung in Holzfässern für den von Kennern geliebten, einzigartig sauren Geschmack dieses eher trockenen Bierstils.

Etwas weniger ruppig und komplex, aber auch sehr beliebt sind Fruchtlambics, bei denen hinzugefügte Früchte mit ihrer Süße und ihrem Aroma einen gelungenen Ausgleich zur Säure schaffen. Eine Geuze hingegen ist ein Blend aus einem älteren, mehrere Jahre altem und einem jüngerem Lambic, der einer zweiten Gärung in der Flasche ausgesetzt und mindestens 2 Jahre gelagert wird.

Lambic ist ein geschützter Bierstil mit langer Historie, der nur in Brüssel und Umgebung gebraut werden darf.